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The sound of silence: 90 Stunden Stille

Hello darkness my old friend… wer kennt sie nicht, die Textzeilen von Simon & Garfunkel aus dem Jahr 1966? Irgendwie musste ich an diese Zeilen denken, als ich letzte Woche für vier Tage an einem Schweigeseminar teilgenommen habe.

90 Stunden in Stille. Keinerlei Kommunikation, selbst Augenkontakt war untersagt. Keine Bücher, nichts zum Schreiben und natürlich keinerlei digitale Kommunikationsmittel. Meditieren in abgedunkelter Halle mit über 70 Menschen und suboptimalen CO2-Werten, Meditier-Verbot im Freien, einen “Guru” vom Tonband, Männer und Frauen strikt getrennt und ein Spazierweg von 255m in der Wiese (gehen in den Pausen erlaubt, joggen nicht).

Am ersten Tag wurde mir klar, dass ich eine latente Handy-Sucht habe. Ich habe nicht gezählt, wie oft ich gerne zum Handy gegriffen hätte, um mich abzulenken. Von meinen eigenen Gedanken, meinen Gefühlen und von der Tatsache diesen voll und ganz ausgesetzt zu sein. Gleichzeitig habe ich es genossen offline zu sein und Zeit zu haben. Viel Zeit. Ich konnte spüren wie gut mir es tut, mal nicht auf Empfang zu sein und nicht dauernd reaktionsbereit. Ich habe nachts tief und fest geschlafen.

Am morgen des fünften Tages habe ich mich entschieden, dass Seminar zu verlassen , das weitere fünf Tage gegangen wäre. Für mich war der Auslöser, als das letzte Fenster nach Westen, von dem aus die Abendsonne zu genießen war, mit Packpapier abgeklebt wurde. Und auch noch so, dass man es nicht mehr öffnen konnte. Ich staune noch immer, dass gerade dies der Auslöser für mich war. Mein Bauchgefühl sagte mir von Tag 2 an, dass mir einiges hier zu “manipulativ” ist, bis zu der “Fenstergeschichte” haben für mich die Vorzüge der Stille und des “ich muss mich um nichts kümmern” überwogen.

Nachdem ich Handy und Wertsachen wiederbekommen habe und wieder draussen “in der Freiheit” war, bin ich spontan zu einer Freundin zum Frühstücken gefahren, was genau die richtige Entscheidung war. Socializen und Erlebtes zu teilen ist für mich genauso ein wichtiger Bestandteil, wie meiner inneren Stimme zuzuhören. Und kaum war ich wieder zu Hause, habe ich meine Trailschuhe angezogen und bin trotz Regen meine vertraute Bergrunde gelaufen. Und anders als sonst mit guter Laune Musik auf den Ohren und war so glücklich wie schon lange nicht mehr.

Als ich dann die Zeilen von “The sound of silence” laut mitsang, wurde mir klar, dass der Inhalt dieses Liedes aktueller den je ist. Wir haben alle möglichen Kommunikationsmittel um uns herum, sind permanent “online”, auf Sendung und im Austausch und trotzdem geht uns echte, authentische Kommunikation verloren. Wirklich Zuhören, wirklich hinhören und nicht im Kopf schon wieder beschäftigt zu sein was ich antworte oder gar was ich als nächstes mache.

Mein persönliches Fazit:
Ich benötige ganz dringend immer wieder Stille. Nur in der Stille kann ich das hören, was sonst im all den Reizen, Eindrücken und Getöse des Alltags untergeht. Ich kann meine Gedanken beobachten und meiner Intuition hören. Ich für mich finde meine Stille in der Meditation und in der Natur. Oder eben beim Meditieren in der Natur. Dunkelheit, viele Menschen und einen Guru vom Tonband benötige ich nicht. Und dich brauche meine eigene (innere) Balance, aus Stille und Ruhe, Bewegung und Verbundenheit. Und nur wenn ich dies habe, bin ich wirklich präsent und kann gut kommunizieren sowie im Austausch eine echte Verbundenheit herstellen. Ich werde in meinem Alltag bewusst mehr Mini-Pausen in Stille/in der Natur einbauen, damit ich in meinem persönlichen Gleichgewicht bin. Und damit voll präsent und eine authentische Kommunikationspartnerin bin.

1 Kommentar zu „The sound of silence: 90 Stunden Stille“

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